"Starke Worte sagt er, die das Studienjahr wertschätzen..."

Privataudienz des 47. Studienjahres bei Papst Franziskus

Freitagmorgen 8.30 Uhr. Niemand ist im Vorlesungssaal. Stattdessen: Eifriges duschen, schminken, rasieren und Klamotten anprobieren. 9.00 Uhr: Alle stehen fertig gestylt im Kreuzgang. Vom schicken Anzug mit Krawatte über Kleid bis hin zum gehobenen Alltagsoutfit ist alles dabei. Wir laufen los zum Vatikan, circa 45 Minuten Fußmarsch sind das. Einigen ist das in ihren Outfits dann doch zu weit. Sie nehmen ein Fahrrad oder Taxi. Ein Taxifahrer erscheint in Anzug und mit einem schwarzen Mercedes...gut gemeint, aber Staatsgäste sind wird dann doch nicht!

Kurz vor zehn passieren wir die Fiebertemperaturmessung und die Sicherheitskontrolle. Auf der rechten Seite der unzähligen Säulen Berninis, die die Kolonnaden des Petersplatzes schmücken, warten wir. Mehrmals spricht uns die Polizei an, wo wir den hinwollen: Wir wollen zum Papst!

Endlich geht es weiter. Wir gehen durch das Bronzetor, vorbei am einsamen Schweizer Gardisten, der wie immer dort patrouilliert. Bevor wir an der Scala regia angekommen sind, biegen wir rechts ab. Begleitet von zwei Schweizer Gardisten gehen wir erst drei Stockwerke hoch, durch einen Innenhof und dann nochmal zwei Treppen hinauf. Allein auf diesem Wege sehen wir eine Vielzahl an Deckengemälden und Verzierungen und ausladenden Treppen.

Wir sind angekommen. Ein großer Saal, gestaltet in der Zeit von Clemens XIII. im 16. Jahrhundert, erstreckt sich vor uns. Feinsäuberlich stehen dreißig goldgarbene mit rotem Samt überzogene Stühle bereit. Vorne steht ein leicht erhöhter sandfarbener Sessel für Papst Franziskus und ein paar weitere Stühle für die Mitarbeiter der Kurie und des Staatssekretariats. Wir setzen uns und warten. Drei weitere Fotografen und ein paar Schweizer Gardisten gesellen sich bereit zu uns, genauso wie der für uns zuständige Prälat aus dem Staatssekretariat. Wir warten weiter. Wir beginnen uns im Raum umzuschauen, machen ein paar Fotos. Wir warten immer noch. Einige von uns sind sichtlich angespannt, aufgeregt und nervös. Nach knapp 70 Minuten(!) passiert endlich etwas: Die Türen werden geschlossen und es wird ruhig. Wenige Sekunden später öffnen sich die Türen, Papst Franziskus kommt gefolgt von seinem Mitarbeiterstab herein. Während des Applauses begrüßt er den Abtprimas von Sant'Anselmo Gregory Polan, der mit uns gekommen ist. Wenige Sekunden später beginnt der Abtprimas das Theologische Studienjahr vorzustellen. Danach verliest Papst Franziskus seine Worte auf Italienisch an unsere Gruppe.

Starke Worte sagt er, die das Studienjahr wertschätzen. Die deutsche Fassung findet sich hier.

Dann geht alles blitzschnell, nacheinander dürfen wir zu Papst Franziskus nach vorne gehen und Fotos werden von diesem kurzen Moment der Begegnung gemacht. Es bleibt kaum Zeit ein Wort zu wechseln, ehe man weitergeschoben wird. Kaum sitzen all wieder, wird ein großer Stuhl in der Mitte unserer Stühle platziert. Der Papst setzt sich und einer der besagten Fotografen schießt das Foto. Weniger als zehn Minuten sind herum und wir haben alles was das Protokoll vorschriebt erledigt. Das Ganze vergeht wie im Flug. Wie besprochen, dürfen wir ihm dann noch ein Ständchen singen. "Viel Glück und viel Segen" - für den Papst natürlich im Kanon. Er lächelt, er freut sich. Denn ein Tag zuvor ist Papst Franziskus 84 Jahre alt geworden.

Schon ist fast alles vorbei, doch halt! Wir haben noch ein kleines Geschenk: Unser Regenbogenkreuz. Das Kreuz, das von Pilgern erstmals im Sinai gezeichnet wurde, dessen Kopien als Holzkreuze im Heiligen Land für uns gefertigt wurden, und uns auf dem Benediktusweg begleitet hat.

Bei der Geschenkübergabe wirkt Papst Franziskus interessiert und fragt nach. Der Prälat aus dem Staatssekretariat unterstützt uns mit seinen Italienischkenntnissen. Dann geht Papst Franziskus, noch einmal winkt er - wir natürlich auch.

Wir verlassen den Saal wieder und gehen aus dem Vatikan hinaus. Schießen noch ein paar Fotos und schon ist alles vorbei. Wir können es gar nicht so recht glauben.

Es war ein Tag, den wir wohl alle nicht so schnell vergessen werden.

 

Gesegnete Feiertage und bleiben Sie gesund,

das 47. Studienjahr